Charlie an der Himmelspforte

Er spürte einen stechenden Schmerz, fasste sich an den Hals. Wer die Kugel abgeschossen hatte, konnte er nicht sehen. Er stellte sich vor, dass es vielleicht eine trans Frau war. Oder ein Schwarzer. Oder ein Demokrat. Dann wurde er ohnmächtig.

Als er seine Augen wieder öffnen konnte, fand er sich vor der Himmelspforte wieder. Von dort aus konnte er IHN sehen: Jesus.

Voller Freude blickte er zu Jesus hin, der ihm entgegenlief. Charlie war irritiert; denn aus der Ferne schon konnte er sehen, dass Jesus nicht so aussah, wie er es erwartet hatte: kein weißer Mann mit blonden Haaren.

Als Jesus näher kam, konnte Charlie ihn in seiner wahren göttlichen Gestalt sehen, in seiner königlichen Hoheit.

Und er sah Jesus zugleich als eine Schwarze Frau, als einen trans Mann, als einen Latino, als ein Kind aus Gaza, als eine muslimische Frau, als eine nichtbinäre Person, als einen armutsbetroffene Frau, als einen behinderten Mann.

„Erkennst Du mich nicht, Charlie?“

Und Charlie erschrak, heiße Tränen liefen ihm die Wangen hinab, schmeckten bitter, als sie seine Lippen berührten.


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