Warum wir das Selbstbestimmungsgesetz begrüßen
In den Medien las ich jetzt häufiger, das Selbstbestimmungsgesetz würde die Änderung von Geschlechtseintrag und Vornamen erleichtern, und das sei ein großer Vorteil dieses Gesetzes.
Wir begrüßen das durchaus, aber etwas anderes begrüßen die meisten von uns weitaus mehr:
Nämlich dass das Selbstbestimmungsgesetz es uns ermöglicht, Geschlechtseintrag und Vornamen zu ändern, ohne dass wir uns dabei stigmatisieren und pathologisieren lassen müssen.
Mit dem Selbstbestimmungsgesetz fällt bei trans* und nichtbinären Personen das Stigma „mental gestört“ und bei inter*geschlechtlichen Personen das Stigma „körperlich falsch“ weg.
Es steht nicht mehr eine vermeintliche mentale Störung im Mittelpunkt oder dass inter*geschlechtliche Personen eine Variante der körperlichen Geschlechtsentwicklung aufweisen.
Es sind keine psychiatrischen oder medizinischen Untersuchungen mehr erforderlich, die uns den Stempel „Abweichung!“ und „krank!“ aufdrücken.
Dass gerade bei trans* und nichtbinären Personen das Stigma „mental gestört“ wegfällt, ist nun aber ein Grund, dass Konservative gegen dieses Gesetz Sturm laufen.
Denn dass wir normal sein sollen, das wollen und können viele Konservative nicht akzeptieren. Sie können oft nicht anders, als zu betonen, dass wir andersartig sind, uns von „normalen“ Menschen unterscheiden, dass wir defizitär sind.
Darum wird unsere Existenz oft als „leidend“ beschrieben und die Geschlechtsdysphorie (anstelle der Geschlechtseuphorie, des Trans Joy) regelmäßig in den Mittelpunkt gestellt.
Der Trans Joy, die oft überschäumende trans*geschlechtliche Euphorie, ist ungern gesehen. Freude ist vermeintlich normalen Menschen vorbehalten, für trans* Personen ist Dysphorie vorgesehen.
Darum versucht das Cistem, der cis-dominierte konservative Teil der Politik, auch, die trans*geschlechtliche Euphorie zu verhindern, indem uns der Weg zu uns selbst möglichst erschwert wird: Hürden bei der Änderung von Geschlechtseintrag und Vornamen, Hürden bei der sozialen und vor allem medizinischen Transition, Förderung von Misgendering und Deadnaming.
Trans* und nichtbinäre Personen sollen möglichst daran gehindert werden, ihr Dasein mit Freude und Glück zu genießen. Sie sollen dem Klischee der leidenden trans* Person entsprechen, weil Glück nur den „normalen Menschen“, also den cis Menschen, vorbehalten ist.
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