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from Michaela Molthagen

Er spürte einen stechenden Schmerz, fasste sich an den Hals. Wer die Kugel abgeschossen hatte, konnte er nicht sehen. Er stellte sich vor, dass es vielleicht eine trans Frau war. Oder ein Schwarzer. Oder ein Demokrat. Dann wurde er ohnmächtig.

Als er seine Augen wieder öffnen konnte, fand er sich vor der Himmelspforte wieder. Von dort aus konnte er IHN sehen: Jesus.

Voller Freude blickte er zu Jesus hin, der ihm entgegenlief. Charlie war irritiert; denn aus der Ferne schon konnte er sehen, dass Jesus nicht so aussah, wie er es erwartet hatte: kein weißer Mann mit blonden Haaren.

Als Jesus näher kam, konnte Charlie ihn in seiner wahren göttlichen Gestalt sehen, in seiner königlichen Hoheit.

Und er sah Jesus zugleich als eine Schwarze Frau, als einen trans Mann, als einen Latino, als ein Kind aus Gaza, als eine muslimische Frau, als eine nichtbinäre Person, als einen armutsbetroffene Frau, als einen behinderten Mann.

„Erkennst Du mich nicht, Charlie?“

Und Charlie erschrak, heiße Tränen liefen ihm die Wangen hinab, schmeckten bitter, als sie seine Lippen berührten.

 
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from Michaela Molthagen

„Macht es euch zur Aufgabe, Fremde zu lieben“ und „vergesst nicht, Fremde zu lieben!“ – So können wir zwei Aussagen der Bibel in Römer 12,13 und Hebräer 13,2 übersetzen.

Das griechische Wort, das in beiden Versen (und im Neuen Testament auch nur dort) vorkommt und im Deutschen oft mit „Gastfreundschaft“ übersetzt wird, lautet philoxenia. Es setzt sich zusammen aus „philos“, was im Deutschen „lieben“ bedeutet (die freundschaftliche Liebe), und „xenos“, im Deutschen „fremd, Fremde*r“. Es ist geradezu ein Gegenbegriff zu „Xenophobie“, also die in Ablehnung begründete Angst vor Fremden.

Römer 12,13-14

„Helft Gläubigen, die sich in einer Notlage befinden. Lasst sie mit ihrer Not nicht allein. Macht es euch zur Aufgabe, Fremde zu lieben. Segnet die, die es sich zur Aufgabe machen, euch zu verfolgen, segnet sie, verflucht sie nicht!“

Ab Vers 8 geht es im zwölften Kapitel des Römerbriefes um das Leben in der Gemeinde und um das das Verhalten gegenüber Nichtchrist*innen. Vers 13a gehört zweifelsfrei zum Leben in der Gemeinde, Vers 14 zu Verhalten gegenüber Nichtchrist*innen. Vers 12 ermahnt uns, Gläubigen in einer Notlage zu helfen und sie in ihrer Not nicht allein zu lassen. Vers 14 ruft uns auf, die zu segnen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, zu segnen und nicht zu verfluchen.

Wohin gehört nun unser Vers 13b „macht es euch zur Aufgabe, Fremde zu lieben“? Zum Leben in der Gemeinde oder um das Verhalten gegenüber Nichtchrist*innen?

Interessant ist, dass in Vers 13b und Vers 14 dasselbe Wort vorkommt, das griechische dioko, zu Deutsch „verfolgen, vertreiben, nachstreben, nachjagen“.

In Vers 13b habe ich es in Anlehnung an die Neue Genfer Übersetzung (NGÜ) mit „macht es euch zur Aufgabe“ übersetzt. Andere übersetzen beispielsweise mit „übt“ oder „trachtet“.

In Vers 14 übersetzen die meisten Bibeln dieses Wort mit „verfolgen“. Um zu verdeutlichen, dass das griechische Wort aus 13b auch in Vers 14 steht, habe ich hier „die es sich zur Aufgabe machen“ ergänzt, wörtlich steht dort, „die euch verfolgen“.

Dass Paulus dasselbe Wort in Vers 13b und 14 verwendet, deutet darauf hin, dass er hier verdeutlichen will, dass die Liebe zu Fremden (philoxenia) auch bedeutet, diejenigen von ihnen, die uns verfolgen, zu segnen und nicht zu verfluchen.

Ich habe also den Eindruck, dass „macht es euch zur Aufgabe, Fremde zu lieben“ zu beiden Abschnitten gehört, zum Leben in der Gemeinde und zum Verhalten gegenüber Nichtchrist*innen.

Dann ist Xenophobie, also Fremdenfeindlichkeit, mit dem christlichen Glauben unvereinbar. Uns ist Philoxenia, die Liebe zu Fremden, geboten, nicht Xenophobie, ablehnende Angst vor Fremden, also Rassismus.

Hebräer 13,2

„Vergesst nicht, Fremde zu lieben. Durch ihre Liebe zu Fremden haben einige, ohne es zu wissen, Engel bei sich aufgenommen“.

Die meisten Bibelübersetzungen schreiben „Gastfreundschaft“, wo ich „Liebe zu Fremden“ übersetzt habe, da im Griechischen philoxenia steht.

Ich glaube, dass Gastfreundschaft unter Christ*innen, wie viele Ausleger*innen annehmen, zu kurz greift. Ich denke, der Verfasser des Hebräerbriefes will wie Paulus betonen, wie wichtig es ist, dass sich die Bereitschaft, Menschen willkommen zu heißen und aufzunehmen, auch auf Fremde bezieht. Da denke ich auch an Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner, der sich eines Fremden angenommen hat.

 
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from Michaela Molthagen

Es gibt einen großen theologischen Unterschied zwischen der evangelikalen Bewegung und der neo-charismatischen New Apostolic Reformation (NAR). Dieser Unterschied betrifft die Frage, ob Jesus während seiner Zeit auf Erden wahrer Gott und wahrer Mensch war oder nur Mensch. Die NAR lehrt, dass Jesus während seiner Zeit auf der Erde Mensch war und seine Gottheit abgelegt hatte. Seine Wunder und Zeichen tat er als Mensch ohne eigene göttliche Kräfte, weil er vom Heiligen Geist gesalbt war.

Im Gegensatz dazu lehren die meisten Evangelikalen (einschließlich der Pfingstbewegung), dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich war.

Er hörte nicht auf, Gott zu sein, als er als Mensch gezeugt und geboren wurde. Doch er verzichtete auf seine göttlichen Vorrechte und damit auf bestimmte göttliche Eigenschaften. Er verzichtete auf die mit seiner Gottheit verbundenen Privilegien – aber er hörte nicht auf, Gott zu sein. Indem Jesus auf seine Privilegien verzichtete, lehrte er uns, wie wir unser Leben in Demut führen können.

Die NAR lehrt, dass alle vom Heiligen Geist gesalbten Christen durch den Glauben dieselben Zeichen und Wunder tun können wie Jesus. Wem das nicht möglich ist, dem mangele es an Glauben.

Dem gegenüber lehren die meisten Evangelikalen und die Pfingstbewegung (sowie die klassische charismatische Bewegung), dass „Zeichen und Wunder“ Gaben Gottes sind, die nicht alle Christ*innen verliehen bekommen haben.


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